Zustande gekommen eigentlich durch den Wunsch, etwas kleines, leichtes zu machen, denn nach dem Abschluss bin ich etwas leer und müde und brauche eine Beschäftigung. Ich glaube, ich habe lange gerungen, es umzusetzen, weil es dann doch sehr simpel ist. Aus der Überlegung, wie am besten auf den Himmel hingewiesen wird, folgen die Ausschnitte. Versuche, Häuser und Landschaften weiß, schwarz oder grau zu übermalen und Überlegungn, die Karten am Computer auszuschneiden und neu zu drucken gehen fehl.
Der Himmel hat durch seine Allgegenwärtigkeit und Ferne und bis vor (relativ) kurzer Zeit physische Unerreichbarkeit viele Theorien hervorgerufen und großes Interesse geweckt. Nach seiner Beschaffenheit, seiner Verortung, seiner Aufgabe, seinem Inhalt, seinen Bewohner*innen. Das Überprüfen solcher Theorien ist den verschiedenen Wissenschaften auf unterschiedlichem Wege und mit unterschiedlichem Fokus ein Anliegen. Dennoch ist der Himmel genau jenes Etwas, welches stets visuell zugänglich und dauerhaft präsent ist; was stets beobachtet kann und was doch sehr wenige Soezialist*innen mit aktuellsten Techniken erforschen oder mittels Raumfahrt gar erreichen können. Er bietet damit enormen Spekulationsraum und jeder kann mit ihm „etwas anfangen“, sich mit ihm beschäftigen, identifizieren, ihn betrachten. Himmel als sky, nicht heaven.
Obwohl Blau die Erkennungsfarbe der Erde ist, denn Himmel und Wasser reflektieren das kurzwellige Blau aber sind per se farblos und immateriell, ist blaues Material das seltenste auf der blauen Kugel. Die Erde leuchtet von außen blau wegen des vielen Wassers auf ihrer Oberfläche und ein zartblauer Bogen spannt sich als Atmosphäre sichtbar um die Rundung. Und von innen ist das, was wir sehen ebenfalls eine große Menge Blau, blau spannt sich über uns der Himmel.
Blau steht für Transzendenz, Romantik, Sehnsucht, aber der Himmel hat an den Rändern der Tagesmitte und zu Schwankungen der Natur noch mehr verschiedenste Färbungen bereit.
Und noch mehr, er beinhaltet Objekte wie Gestirne oder temporäre Phänomene, Wolken, Winde. Er legt sich an die verschiedensten Konturen des Horizontes.
Die Auswahl der gebrauchten Postkarten erfolgt zufällig.
Mit dem Ausschnitt der Himmelsstücke treten der Farbton und die Beschaffenheit des Himmels – Strukturen in Wolken oder Farbverläufe – deutlich hervor und das Auge kann vergleichen und sich auf die Vielfalt der Farben und Formen konzentrieren, ohne verfälschende Kontraste in Helligkeiten und Farben zu Häusern oder Landschaften verarbeiten zu müssen.
Als zweiter Aspekt fungiert der Gegenstand „Postkarte“ generell als Beleg für die Existenz des besuchten Ortes und der eigenen Anwesenheit dort. Sie sind meist Ansicht markanter Landmarken oder Gebäude, die man gesehen hat und werden nun auf ein weiteres ortsspezifisches Element reduziert, das nicht immer als ortsspezifisch betrachtet wird: Der Himmel spannt sich einmal um die Weltkugel und Winde und Wolken wandern, aber dennoch sind die Stücke Himmels über dem Boden an ihren Ort gebunden. Je nach Höhenmetern oder Luftbeschaffenheit in verschiedenen Gebieten variiert das Farbspektrum, von den vorkommenden Naturphänomenen und Wolkenformationen ganz zu schweigen. Sie sind also ebenfalls markante, wenn auch nicht dauerhaft im gleichen Zustand vorhandene und so wie ein Gebäude immer wiedererkennbarer Teil der besonderen Ansicht eines Ortes.
Auszüge aus Some Dark Spots